In Bremen angekommen (Hurra, die Lokführer haben NOCH nicht gestreikt) spielte sich am Montagmorgen ein ähnliches Szenario, wie in Berlin ab. Ansätze von Nieselregen (Panik! Unser Sommeratelier ist noch nicht komplett eingerichtet und hat KEINE Heizung.). Schlaue Künstlerinnen, wie wir sind, haben wir erst einmal den Volvo des Gatten mit ordentlich Atelierumzug vollgepackt. Bis wir dann im Garten angekommen waren, hatte sich das Wetterchen beruhigt und wir konnten schon für den nächsten Tag etwas vorbereiten.

Schwenkbilder, ein ganz neue Erfahrung
Der Dienstag brillierte dann in seiner schönsten Form, genauso, wie ich es mir gewünscht habe. Wir konnten draussen auf der Terrasse und auf der Wiese in der Sonne arbeiten und haben Schwenkbilder erstellt. Wir haben Goache mit viel Wasser verdünnt, schwungvoll auf einen Papierbogen gegossen, um diesen dann hin und herzuschwenken, damit die Farbe ineinanderläuft. Ein anderer Farbton kam hinzu, das Papier wurde kurz zusammengefaltet, der Wassersprüher kam zum Einsatz, die Farbe wurde gepustet, Tusche mit Feder, Schaschlikspieß, Holzast und mein neuestes Lieblingswerkzeug: Die Pipette.

Mit ihr kann Farbe aus einem Farbsee vom Blatt aufgenommen, an anderer Stelle wieder ausgebracht und mein Allerliebstes, es können Blasen erstellt werden. Wenn diese Blasen es gut mit Dir meinen, ergeben Sie schon beim Platzen schöne Linien und Strukturen. Sonst muss man warten bis die Farbe getrocknet ist und weiß dann erst, ob die Linie stehengeblieben ist oder sich wieder verdünnisiert hat. Ein Werk mit Spannung.
Kunst mit Musik ist die Krönung
Uns gelüstete es nach Größerem und wir haben ein langes Stück Tapete abgeschnitten und auf dem Rasen ein gemeinsames, großes Schwenkbild angefertigt. Und das nach Musik. Katja spielte über ihr Smartphone „Die Moldau“ von Friedrich Smetana ab.
Mit diesen klassischen Klängen ließen wir die Farben über das Papier tanzen. Ein wirklich wunderbares Erlebnis in der Sonne bei so schöner Musik gemeinsam ein Kunstwerk entstehen zu lassen. Das gute Stück musste dann auf das sonnigste Wiesenstück gezogen werden wenn es nur ansatzweise die Chance erhalten sollte, unterhalb von drei Monaten zu trocknen.

So verging dieser schöne Tag auch, wie im Fluge und schwupps, schon wieder war es dunkel und wir mussten vom Atelier Abschied nehmen. Der Herbst hat auch seine Nachteile.
Das einzig Schöne am Abschied ist, dass man sich auf ein Wiedersehen freuen kann
Eigentlich war jetzt Kofferpacken angesagt und sich so langsam ans Verabschieden zu gewöhnen aber die Lokführer machten Katja einen Strich durch die Rechnung. Genau am Mittwoch, wo sie die Heimreise antreten wollte, tat sich hier in Bremen gar nichts mehr: Streik, 14 Stunden lang. Ein Glück konnte Katjas Berliner Leben umorganisiert werden und wir buchten einen Überlandbus für den nächsten Tag … und ich hatte Katja einen Tag länger bei mir, wo ich überhaupt nicht böse drum war.
Pünktlich zur Abfahrt am Donnerstag weinte ganz Bremen und es begann aus Kübeln zu gießen. Meinen Kummer habe ich dann in den Resten von Kir Royal beim Abwasch und Aufräumen im Atelier ertränkt.
Vielen Dank Katja für eine wundervolle Woche in Berlin und Bremen. Das war ein ganz herrliches Geburtstagsgeschenk und wir halten es wie der rosa Panther: … wir kommen wieder, keine Frage!
… ich freue mich jetzt schon.