Farbradierung

… hieß das Wochenendseminar der Hochschule Bremen von Bogdan Hoffmann, dass ich am vergangenen Wochenende besucht habe. In den letzten zwei Jahren habe ich meine verschütteten Radierkenntisse in Berlin wieder aufgefrischt. Zu letzten Mal im Oktober 2015.

Flächenätzung war mein Ziel

Die Druckplatten, die dort entstanden sind, wollte ich nutzen und weiter in das von mir gewünschte Ziel der Flächenätzung einzusteigen mit zwei größeren Druckplatten. Wir waren zu sechst und es war wieder spannend zu beobachten, wie unterschiedlich die einzelnen Ergebnisse wurden, obwohl wir alle das gleiche Thema auf dem Zettel hatten: Farbradierungen mit mehreren Druckplatten zu erstellen.

Als erstes habe ich mit meine vier quadratischen Berliner Druckplatten vorgenommen und habe sie in verschiedenen Kombinationen zweifarbig übereinander gedruckt, oder die gleiche Platte ein zweites Mal gedreht mit einer zusätzlichen Farbe verdruckt. Das Ergebnis ist eine Vielschichtigkeit, die mir sehr gut gefällt.

Die Arbeitsweise in der Bremer Druckwerkstatt ist ein wenig anders als in Berlin. Jetzt habe ich auch das Arbeiten mit Asphaltstaub für die Aquatinta gelernt (in Berlin verwendet man einen Staubkasten mit Kolophonium >>). Wo im Staubkasten der Kolophoniumstaub erst aufgewirbelt wird und man anschließend seine Druckplatte schnell in eine Schublade unter den herabfallenden Staub schiebt, staubt man hier in Bremen Asphaltstaub manuell mit einer Socke auf die Platte.

In beiden Fällen wird der Staub mit großer Hitze (Brenner oder Industriefön) auf der Platte zum Schmelzen gebracht und in die Druckplatte eingebrannt. Ich finde diese »Sockenmethode« für meine Arbeit ideal, da ich ja gern grobstrukturig arbeite, wie mit einer sprotzelnen Autolack-Sprühflasche.

Salpetersäure ist ätzender als Eisen-III-Chlorid

In Berlin wird mit Eisen-III-Chlorid geätzt und hier in Bremen mit ordentlich ätzender Salpetersäure, die es in sich hat. Meine Freundin/Kollegin/Mentorin Katja Bröskamp hätte ihre helle Freude an dem Ätzbad gehabt. In der letzten Zeit war die Berliner Säure etwas schwach auf der Brust.

Arbeitstisch

Ich hatte mir den Mehrfarbdruck auch komplizierter vorgestellt, als er wirklich ist. Für die Passgenauigkeit sind die Platten wichtiger als der Druck. Hier benötigt es auch einer gründlichen Planung. Einigen meiner Kolleginnen rauchte gehörig der Kopf, welche Platte welche Farbe druckt und wie kräftig die einzelnen Ätzstufen dazu sein sollten. Da hatte ich es einfacher, da ich immer gern den Zufall mit einbeziehe und Gegebenheiten, die entstehen mit in den Arbeitsprozess integriere.

Egal wieviel Farben und Druckvorgänge man einplant, ist das Prinzip immer das Gleiche. Beim ersten Druckvorgang liegt die Druckplatte unter dem Papier und die Presse fährt darüber. Bei allen weiteren Farbdurchgängen liegt das Papier mit dem schon gedruckten Motiv nach oben auf dem Drucktisch und die Druckplatte wird, wie ein Stempel auf die Druckfläche gelegt.

Die Druckkante hilft beim Einpassen der Platte

Das ist einfacher, als man denkt. Dadurch, dass beim ersten Druckvorgang sich die Platte schon in das dicke Büttenpapier hineingepresst hat, ist eine Kante entstanden, die typisch ist für Radierungen. Diese Kante hilft beim Positionieren der neuen Druckplatte. Sie fällt buchstäblich schon ins Druckfeld. Kleine Korrekturen können dann noch mit einer Radiernadel vorgenommen werden. Bei allen weiteren Farbdurchgängen liegt die Druckplatte immer auf dem zu druckenden Papier.

Nie das Makulaturpapier vergessen!

Da es fast unmöglich ist die Rückseite der Druckplatte komplett von Farbe zu befreien, ist es ratsam ein dünnes Makulaturpapier vorm Druckvorgang über Platte und Bütten zu legen, zum Schutz des Druckfilzes. Diese Makulaturpapiere sehen nach dem Druckvorgang sehr interessant aus. Ich habe einige aufgehoben, um sie eventuell noch weiter zu bearbeiten und da war ich nicht allein.

Der erste von drei aufregenden Tagen verging, wie im Flug und die Ideen und die Lust auf Farbe stiegen von Minute zu Minute. Neue Platten wurden geätzt und ganz spontan habe ich mich dem Vernis mous-Experiment noch einmal angeschlossen aber dazu später …